„Ich habe beschlossen, eine Sonder-Militäroperation durchzuführen. Ihr Ziel ist der Schutz der Menschen, die seit acht Jahren Misshandlung und Genozid ausgesetzt sind“, so Wladimir Putin zur Rechtfertigung des Angriffskriegs auf die Ukraine. Oppositionelle werden verfolgt und zivilgesellschaftliche Organisationen wie Memorial verboten. Zudem warnt das russische Innenministerium die Bevölkerung nachdrücklich vor einer Teilnahme an Protesten gegen den Krieg.
Die Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne in Kooperation mit der Volkshochschule laden ein zu einer Diskussionsveranstaltung mit zwei Expertinnen. Die Moderatorin Julia Ures führt durch den Abend mit zwei Impulsvorträgen und der anschließenden Möglichkeit, Fragen zu stellen und zu diskutieren.
Dr. Heike Winkel, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
„Aus den Trümmern der Erinnerung“
Für die Rechtfertigung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine wird die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg instrumentalisiert. Der Krieg insgesamt wird als Verteidigungskrieg in Analogie zum „Großen Vaterländischen Krieg“ gebracht, Präsident Selenskyj, Regierung und die Bevölkerung als Faschisten und Unterdrücker des russisch(sprachigen) Volkes denunziert.
Der Impulsvortrag geht den geschichtspolitischen Grundlagen dieser Logik nach und zeigt ihre Implikationen. Er stellt die Frage nach den Herausforderungen für Erinnerung und Gedenken angesichts dieses Missbrauchs von Geschichte. Die staatliche Organisation einer öffentlichen Erinnerung in Russland ist seitdem nicht mehr nur als ein Mittel zur Stiftung einer nationalen Identität zu betrachten, sondern als Instrument zur Mobilisation der Bevölkerung gegen einen Nachbarstaat, der einst gemeinsam mit Russland den Nationalsozialismus besiegte. In Deutschland wird man die unverändert bestehende historische Verantwortung gegen Abwehrreflexe verteidigen müssen und zugleich an einer Erneuerung der Erinnerung arbeiten.
Dr. Anke Giesen, Memorial e.V.
„Russlands Krieg – ein Krieg der Identitäten?“
Am 28. Dezember 2021 fällte das Oberste Gericht Russlands die Entscheidung zur Zwangsliquidation von Memorial, der ältesten und bekanntesten zivilgesellschaftlichen Organisation im Land. Zwei Monate später marschierte die russische Armee in die Ukraine ein und entfesselte dort einen mörderischen Krieg. In diesem Impulsvortrag wird versucht, eine Antwort auf folgende Fragen zu finden: Wie stehen beide Ereignisse im Zusammenhang? Warum wurden sie von einer breiten Masse der Bevölkerung toleriert oder sogar befürwortet? Und was kann der Westen daraus lernen?
Mittwoch, 8. Juni 2022, 18.30 Uhr
Mensa der Gesamtschule am Hallenbad, Schloß Holte-Stukenbrock
Hinweis: Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Der Eintritt ist frei, die Gedenkstätte Stalag 326 freut sich aber über eine Spende an das Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine. Weitere Infos unter www.hilfsnetzwerk-nsverfolgte.de
Diese Kooperationsveranstaltung der Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne und der Volkshochschule Verl – Harsewinkel – Schloß Holte-Stukenbrock wird gefördert von der Partnerschaft für Demokratie SHS im Rahmen des Bundesprogrammes „Demokratie leben!“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.